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Die 1%-Regel
- Auf Dauer reicht es nicht...

Die 1%-Regel ist mittlerweile ein geläufiges Instrument wenn es ums Money Management und die Positionsgrößenbestimmung geht. Die Grundidee ist einfach und sinnvoll. Riskieren Sie nie mehr als 1 % Ihres Kapitals in einem Trade. So lässt sich auch bei einer größeren Verlustserie von Beispielsweise 10 Trades hintereinander der Depotwert immer noch auf akzeptablen ca. 90 % halten und ein wirklich belastender Drawdown wird vermieden.

Häufig außer acht gelassen wird dabei aber die Größe des tatsächlich in einer Position bewegten Kapitals, was auch bei Einhaltung der 1%-Regel hohe Ausmaße annehmen kann, und die daraus resultierenden Gefahren.

Theoretisch verhält es sich folgendermaßen:
Angenommen der Einstieg in eine Position liegt bei 100 Euro und der Stopp-Loss wird auf 90 Euro gesetzt, dann liegt das Risiko für ein einzelnes Stück bei 10 Euro. Wenn ein Depot von 10.000 Euro besteht, dann können 1 % oder 100 Euro riskiert werden. Es werden also 100/10= 10 Stücke gekauft, was einem Gegenwert von 1.000 Euro zum Zeitpunkt des Einstieges entspricht. Läuft die Position direkt in den Verlust, dann werden auch nicht mehr als 1 % des Depots verloren. Es kann aber auch ganz anders ausgehen, auch wenn Sie sich an diese Regel konsequent halten. Dies zeigt zunächst das Beispiel eines fiktivenShorttrades in den vergangenen Wochen bei Amgen. Unterhalb des langfristigen Abwärtstrend fielen die Notierungen durch den flachen Aufwärtstrend der Erholung, so dass bei 51,25 $ eine Shortposition möglich gewesen wäre. Der Stopp-Loss ließe sich in diesem Fall über dem letzten Hoch sowie dem Abwärtstrend bei 53,55 $ relativ eng platzieren.
53,55 $ - 51,25 $ = 2,30 $. Ausgehend von einem Konto von 10.000 $ hätten nach der 1%-Regel 100 $ riskiert werden können, was ca. 43 Stücken entspricht. Bewegt werden somit 51,25 $ x 43 Stücke = 2.200 $. 22 % des Kapitals sind in dieser Position gebunden, was im Normalfall kein Problem darstellt. Läuft die Position durch den Stopp, dann werden nur 1 % verloren. Wie die Entwicklung zeigte, kam es aber zu einem massiven Gap Up. Es bestand also nicht die Chance, die Position am Stopp auch nur annähernd zu verlassen. Mit einem Verlust von 17,56 % hätte die 22 % des Depots beinhaltende Position am Folgetag wieder glattgestellt werden können. Der Verlust wäre somit um einen Faktor von 3,91 auf 3,91 % des Gesamtdepots angestiegen.

Noch etwas gravierender verhielt es sich bei Celegene. Hier ließ sich in ein bärisches Reversal unterhalb eines starken Widerstands hinein durchaus sinnvoll bei 47,50 $ eine Shortposition eröffnen. Dies als Spekulation gegebenenfalls auf ein kurzfristiges Doppeltop mit einem Stopp bei 48,80 $. 1,30 $ werden je Stück riskiert, also konnten ca. 77 Stücke gehandelt werden. Diese entsprechen einem Gegenwert von 3.660 $ oder bereits 36,6 % desDepotwertes. Die nachfolgende Entwicklung zeigt ein massives Gap Up, so dass bestenfalls die Position bei 53,85 $ wieder geschlossen werden konnte. Aus dem anfänglich berechneten Verlust von 1 % im Falle eines Fehltrades sind nun sehr schnell 4,88 % geworden.


In beiden Fällen handelt es sich um Aufwärtsgaps bei Bluechips nach den Quartalszahlen aus den vergangenen Wochen. Wie die Historie zeigt, können Gaps aber auch noch weit größer ausfallen, vor allem wenn es bei schwacher Newslage nach unten geht. Deshalb ist es entscheidend, nicht nur nach der 1%-Regel zu verfahren, sondern auch die daraus resultierende Positionsgröße zu beachten. Als Faustregel kann angenommen werden, dass diese nicht deutlich größer als 20 % des Depotkapitals werden sollte. In diesem Fall lassen sind auch extreme Gaps von 50 % mit einem gerade noch akzeptablen Drawdown für den Depotwert von 10 % überstehen.

Sicherlich sind solche Ereignisse selten, die können aber jederzeit auftreten. Wenn Sie als Trader im Vorfeld bekannte Ereignisse ausschließen und beispielsweise vor Quartalsberichten die Positionsgröße anpassen, dann lassen sich einige Ereignisse bereits im Vorfeld ausschließen. Gaps können aber auch unerwartet zu anderen Zeiten auftauchen, so dass große Positionen den Depotwert massiv gefährden können. Problemlos lässt sich nach der 1% Regel bei einem engen Stopp-Loss, welcher nur 1 % vom Einstieg entfernt liegt, der gesamte Depotwert in einer einzelnen Positionen unterbringen. Läuft die Position normal durch den Stopp, dann werden auch nicht mehr als 1 % verloren. Ein massives Gap kann jedoch die Arbeit von Monaten in einem solchen Fall schnell wieder zunichte machen.

Vor allem im Bereich der Small- und Midcaps sind noch deutlich größere Gaps anzutreffen. Dies zeigt auch das Ausnahmeereignis der vergangenen Woche mit einem Gap Up von 228 % bei Human Genome Sciences, welches dem Biotechindex zu einem Tagesgewinn von extremen 16 % verholfen hat. Eine Positionsgröße von 30 % des Depotwertes in der falschen Richtung hätte für den Trader hier einen Totalverlust bedeutet. Eine solche Entwicklung ist natürlich wirklich extrem selten aber nie ganz auszuschließen. Deshalb bietet es sich an, neben einer Regel, nicht mehr als 1% des Depotkapitals in einem Trade zu riskieren auch darauf zu achten, dass der Wert der Position 20 % des Depots nicht übersteigt. Dies ist besonders wichtig beim Handel von CFD, da es dort sehr leicht möglich ist, Positionen zu eröffnen, welche den Depotwert um ein Vielfaches übersteigen.

Marko Strehk
Dieser Artikel stammt aus dem TradersJournal 17/09

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